Neues von Drosten: Der Virologe verlässt das Gremium
Christian Drosten, Virologe und Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, gab bekannt, sich aus dem Gremium zurückzuziehen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnete dies auf Twitter als “schweren Verlust”. Bei dem Gremium handelt es sich um den Sachverständigenausschuss, nicht um den Expertenrat der Bundesregierung. Doch warum möchte Drosten nicht mehr Teil des Gremiums sein?
Wer ist Christian Drosten?
Durch die Corona-Pandemie wurde Christian Drosten in der breiten Bevölkerung bekannt, das ist sicher. Doch wie kam es eigentlich dazu?
Christian Drosten wurde am 12. Juni 1972 in Lingen im Emsland geboren. Er studierte später Chemietechnik und Biologie an der Technischen Universität Dortmund und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Danach folgte das Studium der Humanmedizin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Im Jahr 2000 absolvierte er das dritte Staatsexamen. Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie ist er seit 2006.
Von 2000 bis 2007 war er Arbeitsgruppenleiter am Bernhard Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Im Jahr 2003 promovierte er zum Dr. med. an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Es folgte die W3-Professur an der Universität Bonn von 2007 bis 2017. In diesen Jahren war Drosten auch Direktor am Institut für Virologie (Med. Fakultät). Seit 2017 ist er Professor und Direktor am Institut für Virologie an der Charité Berlin.
Seine Forschungsschwerpunkte beziehen sich auf die Virologie und Coronaviren, die Epidemiologie und Ökologie von Viruserkrankungen sowie globale neu auftretende Infektionskrankheiten.
Auch durch seinen NDR-Podcast “Coronavirus-Update”, den er seit dem 26. Februar 2020 betrieb, erreichte Drosten einen hohen Bekanntheitsgrad. Kürzlich kündigte der Virologe auch hier an, vorerst auszusteigen, berichtete das ZDF: “Diesen Schritt als Zeichen der Pandemie-Entspannung zu verstehen, sei ein Missverständnis, machte Drosten deutlich. Er brauche Zeit zum Forschen und für die Leitung seines Instituts. Sollten sich große Probleme auftun, wolle er sich etwa in Interviews zu Wort melden.” Komplett zieht er sich demnach offenbar nicht zurück.
Seit Dezember 2021 ist Drosten Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied des Expertenrates des Bundeskanzleramts. Der Expertenrat des Bundeskanzleramts wurde aufgrund der COVID-19 Pandemie einberufen.
Auch im Sachverständigenausschuss wirkte Drosten mit. Am 28. April kündigte Drosten seinen Rücktritt aus diesem Gremium an.
Gründe für Drostens Rücktritt
Am 28. April 2022 berichtete Bundesgesundheitsminister Lauterbach auf Twitter über Christian Drostens Rücktritt aus dem Gremium. Drosten würde die Auswertung des Infektionsschutzgesetzes für die Bundesregierung und das Parlament nicht weiter begleiten, so Lauterbach, was ein schwerer Verlust wäre. “Niemand könnte es besser”, erklärte der Bundesgesundheitsminister.
Zwar zieht sich Drosten aus dem Gremium zurück, doch bleibt er weiterhin ein Teil des 19-köpfigen Corona-Expertenrats der Regierung, der von Bundeskanzler Olaf Scholz einberufen wurde.
Das heißt, durch den Rücktritt aus dem Sachverständigenausschusses wird er in Zukunft nicht mehr an der Evaluierung der Corona-Maßnahmen mitwirken. Das Gremium bestand aus 18 Mitgliedern, die in verschiedenen Branchen tätig sind. Es handelt sich um Jurist:innen, Wissenschaftler:innen, Beamt:innen oder Mediziner:innen.
Hochwertige Evaluierung nicht möglich
“Der Bundestag hatte im Infektionsschutzgesetz festgelegt, dass es eine externe Evaluation der Vorgaben im Rahmen der mehrere Monate lang geltenden epidemischen Lage von nationaler Tragweite geben soll. Dafür war ein Sachverständigenausschuss eingesetzt worden, der laut Gesetz bis zum 30. Juni einen Bericht vorlegen soll. Dem Gremium gehören Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen an”, berichtete die Tagesschau. Laut “Welt” soll die Frist mittlerweile verschoben worden sein.
Drosten soll sich aus dem vom Bundestag zur Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen eingesetzten Gremium zurückgezogen haben, weil er der Meinung wäre, Ausstattung und Zusammensetzung des Ausschusses seien für eine hochwertige Evaluierung der epidemischen Lage nationaler Tragweite nicht ausreichend. Dies wurde bereits von einer Sprecherin der Berliner Charité bestätigt.
Vertrauliche Inhalte weitergegeben
Ein weiterer Grund für den Rücktritt aus der Kommission zur wissenschaftlichen Beurteilung der Corona-Maßnahmen sei laut Sprecherin der Berliner Charité , dass vertrauliche Inhalte der Beratungen innerhalb der letzten Wochen vermehrt an die Öffentlichkeit gelangt wären und irreführende Berichterstattungen ausgelöst hätten.
„Dies steht aus Sicht von Prof. Drosten einer konstruktiven, zielgerichteten Zusammenarbeit im Gremium entgegen. Schließlich sind die Mitglieder des Sachverständigenausschusses an strikte Vertraulichkeit gebunden”, so die Sprecherin der Berliner Charité weiter.
Kritik durch Medien
Auch musste sich Drosten mit Kritik auseinandersetzen. Der Deutschlandfunk berichtete darüber, dass Wolfgang Kubicki, Politiker der FDP, hinterfragte, ob “Sachverständige an einer Evaluierung von Maßnahmen mitwirken sollten, die sie selbst als Berater mit beeinflusst haben.”
Laut “Zeit” hätten einige Medien dem Virologen unterstellt, “er habe die Bewertung der Maßnahmen nicht gewollt, um nicht über Maßnahmen urteilen zu müssen, an denen er selbst beteiligt gewesen sei.” Lauterbach soll dies bei “phoenix” als “falsch und bösartig” bezeichnet haben. Eine Bewertung werde es geben, nur müsse man “schauen, wie schnell wir das jetzt können.”