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Amtsärzte vermuten hohe Corona-Dunkelziffer

Seit dem Beginn der Pandemie spielen die Inzidenzwerte der Corona-Infektionen eine große Rolle. Die 7-Tage-Inzidenz gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Menschen sich in einer Woche neu mit dem Corona-Virus infiziert haben. Nicht immer stimmen die Zahlen zu 100 Prozent, doch Amtsärzte gehen nun davon aus, dass die Dunkelziffer der aktuell erfassten Corona-Infektionen viel höher ist als zunächst gedacht.

Offizielle Zahlen des RKI

Die 7-Tage-Inzidenz, die offiziell durch das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt wird, ist aktuell bei einem Wert von 733,4. Insgesamt verzeichnet Deutschland 133.921 Todesfälle durch Corona (Stand 22.4.2022) Der Wert der Hospitalisierungsinzidenz liegt derzeit bei 4,52. (Stand 22.4.2022) Auch hier schätzt das RKI, dass der Wert aufgrund verzögerter Meldungen deutlich höher sei. Laut DIVI-Intensivregister sind derzeit 1647 Personen aufgrund einer Corona-Infektion in intensivmedizinischer Behandlung. (Stand 21.4.2022)

Neuen Studien zufolge sollen auch die gemeldeten Sterbezahlen in den Industrieländern um den Faktor 1,8 oder 1,9 unterschätzt worden sein, berichtete die “Süddeutsche Zeitung”. Das würde bedeuten, dass man davon ausgehen müsste, dass in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie über 200.000 Menschen an einer Corona-Infektion verstorben sein könnten.

Im Wochenbericht vom 21. April 2022 schreibt das RKI, dass der Gipfel der aktuellen Welle klar überschritten sei. Sowohl viele Hospitalisierungsindikatoren als auch die Zahl der institutionellen Ausbrüche würden abnehmen. Dennoch bleibe der Infektionsdruck hoch.

Laut RKI werde aufgrund der sehr hohen Inzidenzen nicht jeder Einzelfall im Meldesystem gemeldet beziehungsweise erfasst. Dennoch könne durch die Auswertung der vorliegenden Daten eine zuverlässige Einschätzung der Gesamtentwicklung der Corona-Lage in Deutschland ermöglicht werden.

Die 7-Tage-Inzidenz sei im Vergleich zur Vorwoche in allen Altersgruppen gesunken, auch in Alten- und Pflegeheimen, Schulen, Kindergärten und Horten sanken die Inzidenzwerte. 

Omikron sei in Deutschland dabei derzeit die dominierende Variante (99 Prozent), der Anteil der Omikron BA.2 Variante sei auf über 95 % angestiegen. Noch seien Rekombinationen, also die Zusammenschließung verschiedener Corona-Varianten, nur in vereinzelten Fällen nachgewiesen worden.

Das RKI wies allerdings darauf hin, dass durch die Osterfeiertage und Schulferien weniger Corona-Tests stattfanden. Dementsprechend seien weniger Daten erfasst und übermittelt worden als zu anderen Zeiten. Deshalb könne es laut RKI “kurzfristig zu einer erhöhten Untererfassung der Fälle im Meldesystem kommen”

Amtsärzte gehen von hoher Dunkelziffer aus

Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), berichtete dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Wir rechnen mit einer Dunkelziffer mal zwei, was die gemeldeten Corona-Fälle angeht. […] Die genaue Zahl kennen wir nicht, aber nach zwei Jahren Pandemie können wir ungefähr abschätzen, wie sich die Dunkelziffer entwickelt.”

Zum einen läge das an den Feiertagen, zum anderen würden nicht alle Menschen, die einen positiven Schnelltest erhielten, daraufhin einen PCR-Test machen. Auch werde der Umgang mit Corona lockerer. Beispielsweise würden sich Geimpfte kaum testen lassen. Zudem würden sich Personen mit Erkältungssymptomen oft nicht testen lassen und auch der Wegfall der 3G-Regelung trage zu einer höheren Dunkelziffer bei.

Auch Ulrich Weigeldt, Hausärzte-Chef, übte Kritik aus. Neben den unvollständigen Inzidenzwerten wäre auch die “gemeldete Zahl der Hospitalisierungen nicht wirklich aussagekräftig”. Weigeldt begründete dies damit, dass bei Krankenhauspatient:innen nicht klar sei, wie viele wegen der Corona-Infektion eingeliefert wurden und bei wie vielen Personen Covid-19 ein Nebenbefund sei. Wichtig seien Kohortenstudien zur Grundimmunisierung der Bevölkerung. Außerdem, so Weigeldt, sei es unverständlich, dass keine niedergelassenen Ärzt:innen Mitglied im Expertenrat seien. 

Nicht zu vergessen ist auch die Überlastung der Gesundheitsämter.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnete bereits Ende März mit einer doppelt so hohen Dunkelziffer der erfassten Corona-Infektionen. Zwar werde zukünftig die Pandemie saisonal bedingt zurückgehen, doch sei dies kein Anlass zur Entwarnung. Die Omikron-Variante sei auch bei gutem Wetter ansteckender als die Varianten im vergangenen Sommer.

Karagiannidis verkündete gute Nachrichten

Positive Neuigkeiten verkündete Christian Karagiannidis auf Twitter. Der Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin ist außerdem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und seit 2021 im Corona-Expertenrat der Bundesregierung

“Die #COVID Neuaufnahmen auf die Intensivstationen geht wie die Belegung weiter zurück. Etwa 60% der PatientInnen benötigen eine Sauerstofftherapie, #Beatmung und wenige eine #ECMO. Kaum mehr Schwangere. Im Klinikalltag wird es ruhiger.”, so Karagiannidis am 20. April 2022. Dennoch könne es regional zu starken Belastungen kommen und auch der Personalmangel sei weiterhin ein aktuelles Thema, “allerdings mit einem Trend zu einer leichten Besserung auf niedrigem Niveau”. 

Kritik an der Bundesregierung

Sepp Müller, Unionsfraktionsvize, kritisiert die Bundesregierung, Entscheidungen auf der aktuellen und unklaren Datengrundlage zu treffen. Zudem plädiere er für eine “Status-quo-Meldung pro Woche während des Sommers”, da er die tägliche Veröffentlichung der aktuellen Infektionszahlen als nicht zeitgemäß erachte. Dem RND sagte Müller: “Seit zwei Jahren sind die Gesundheitsämter über dem Limit dessen, was sie leisten können. Die Bundeswehr verlängert ihre Amtshilfe nicht mehr, was ich nachvollziehen kann.“

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